Szenenanalyse

Das Zusammenwirken von filmsprachlichen Mitteln auf der Bild- und Tonebene bei der Umsetzung einer filmischen Idee verstehen

Lola braucht 100.000 DM und muss sie in den nächsten 20 Minuten besorgen. Wer kann ihr helfen? WER?

Aufgabe 1

  1. Sehen Sie sich den Filmausschnitt an. Was könnte Lola durch den Kopf gehen? Generieren Sie Gedankenblasen, um Ihre Ideen festzuhalten. Sie können auch Standbilder generieren, indem Sie auf das Kamera-Icon im Video tippen.

TC: 00:10:31 – 00:11:13

Werkzeuge

Denk nach, Lola

Einstellungsgröße (engl. camera distance): Die Einstellungsgröße ist ein Maß dafür, wie viel von der Gesamtgröße eines gefilmten Objekts im Bildrahmen tatsächlich sichtbar ist. Insbesondere lässt sich über die Einteilung in Einstellungsgrößen feststellen, wie groß das Objekt im Verhältnis zu seiner jeweiligen Umgebung am Schauplatz erscheint und wie detailreich die Aufnahme von ihm ist. Zwar lässt sich die Einstellungsgröße auch über die Entfernung zwischen Kameraobjektiv und Objekt regulieren, sie ist aber tatsächlich ein Maß für die „scheinbare“ Distanz zwischen beiden Punkten. Beispielsweise scheint die Kamera bei einer Großaufnahme oftmals nur sehr nah am Objekt zu sein, kann sich in Wirklichkeit jedoch auch in einiger Entfernung befinden. So haben verschiedene Objektivtypen (und somit unterschiedliche Brennweiten) einen großen Einfluss auf die wahrgenommene Distanz der Kamera zu einem Objekt, sodass diese nicht zwingend mit der tatsächlichen Entfernung korrespondieren muss. Die Einteilung in verschiedene Einstellungsgrößen hängt eng mit psychologischen Theorien über Nähe und Distanz zwischen Personen zusammen, die allgemein unter dem Begriff Proxemik zusammengefasst werden.

Eines der gebräuchlichsten Systeme zur Einteilung der Einstellungsgrößen orientiert sich am menschlichen Körper und unterscheidet grob zwischen Großaufnahme (oder Nahaufnahme) (CU), Halbnah (MS) und Totale (LS). Großaufnahmen sind dabei alle Aufnahmen, bei denen nur ein Körperteil gezeigt wird, als Halbnah werden Aufnahmen bezeichnet, die ungefähr die Hälfte des Körpers abbilden, bei Totalen ist der ganze Körper sichtbar. Großaufnahmen werden weiter unterteilt in Detail (ECU) und Nah (MCU). Ähnlich wird auch mit der Totalen verfahren, sodass eine Gliederung in Weite (ELS) und Halbtotale (MLS) entsteht. Zur Vereinfachung hat sich im System der Einstellungsgrößen in der englischen Sprache ein Standardsatz an Abkürzungen etabliert.
Ein Schnitt verbindet eine Einstellung mit einer anderen. Schnitt nennt man auch den Prozess der Auswahl, des Arrangierens und Zusammenfügens der einzelnen Aufnahmen, die beim Filmen entstanden sind. Aufeinanderfolgende Szenen werden üblicherweise nicht in der chronologischen Reihenfolge gefilmt, daher ist es die Aufgabe des Cutters/der Cutterin, am Schneidetisch Kontinuität herzustellen.
Das Verändern der Brennweite während einer Einstellung, wodurch sich die Distanz zu einer Person oder einem Objekt scheinbar verändert. Technisch werden Zooms mithilfe spezieller Zoomobjektive ausgeführt. Zooms werden manchmal anstelle einer Kamerafahrt eingesetzt. Zwar vermitteln sowohl Zoom als auch Kamerafahrt den Eindruck, dass sich die Distanz zur gefilmten Person oder zum gefilmten Objekt verändert, allerdings unterscheiden sich die beiden Techniken stark in der Art und Weise, wie sie Räumlichkeit bzw. räumliche Verhältnisse abbilden. Diese Unterschiede sind vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die Kamera bei einer Fahrt aktiv durch den Raum bewegt, während sie bei einem Zoom eine feste Position beibehält. Zu beachten ist vor allem das räumliche Verhältnis der gefilmten Person oder des gefilmten Objekts zum Hintergrund: Beim Zoom bleiben die relativen Größen und Positionen aller Elemente im Bildrahmen gleich, während sie sich bei einer Fahrt verändern. In anderen Worten, ein Zoom verändert die Perspektive nicht, eine Fahrt schon.

Aufgabe 2

Der folgende Ausschnitt zeigt die ersten fünf Sekunden von Lolas Nachdenken.

  1. Beschreiben Sie kurz, wie die Szene technisch inszeniert wurde. Achten Sie besonderes auf Schnitte und Kamerabewegungen.
  2. Entnehmen Sie dem Ausschnitt vier unterschiedliche Standbilder mit Lola im Bildausschnitt und bestimmen Sie die Einstellungsgrößen. Um Standbilder zu generieren, tippen Sie auf das Kamera-Icon im Video.

TC: 00:10:31 – 00:10:37

Einstellungsgröße
  1. Beschreiben Sie die Wirkung, die diese Form der Inszenierung bei den Zuschauern auslösen soll.

Rien ne va plus

Nach den ersten 5 Sekunden Nachdenken gehen Lolas Gedanken weiter. Die Kamera fängt an, sie zu umkreisen. Währenddessen tauchen diese Gedankenbilder vor ihren Augen auf:

Aufgabe 3

  1. Sehen Sie sich den zweiten Teil des Ausschnitts an. Durch verschiedene Elemente der Mise en Scène, der Kameraarbeit, des Schnitts und der Tonebene wird Lolas Gedankensuche und Entscheidungsfindung als ein Roulettespiel inszeniert. Nennen und erläutern Sie diese Elemente in den Textkärtchen. Nutzen Sie die Werkzeuge und das schematische Roulette auf der Arbeitsfläche, um die Parallelen zu dem Glücksspiel aufzuzeigen.

TC: 00:10:37 – 00:11:13

Werkzeuge
  1. Fassen Sie auf Grundlage Ihrer Ergebnisse aus Aufgabe 3a. zusammen, wie Tom Tykwer Lolas Entscheidungsfindung als Roulettespiel inszeniert. Deuten Sie die Funktion dieser Szene im Kontext der gesamten Filmhandlung.