Filmanfang

Einen Filmanfang nach eigenen Kategorien/Fragestellungen kommentieren, strukturieren und analysieren

In diesem Lernbaustein ist der Anfang von Lola rennt in ein webbasiertes Kommentierung- und Analysewerkzeug eingebunden. Mit diesem Werkzeug können Sie den Filmanfang ohne vorgegebene Fragestellung zunächst assozitativ kommentieren (Was fällt mir auf?) und anschließend strukturieren (Aus welchen Elementen setzt sich der Filmanfang zusammen?) sowie ggf. analysieren (Bedeutung des Anfangs bzw. einzelner Einstellungen für den weiteren Filmverlauf). Alternativ können Sie den Filmanfang auch direkt mit einer eigenen Fragestellung untersuchen.

Bevor Sie beginnen, sollten Sie sich diesen kurzen Erklärfilm auf Vimeo zur Funktionsweise des Werkzeugs anschauen!

Dem Anfang und Ende eines Textes, einer Theateraufführung und eines Films kommt im Rahmen des Gesamtwerkes eine besondere Bedeutung zu. Im Gegensatz zu einem Bild, wie z. B. einem Gemälde, haben sowohl Text als auch Film einen klar definierten Anfang und ein Ende (unabhängig davon ob das erzählerische Ende der Geschichte offen oder geschlossen ist). Dies ist einerseits bedingt durch erlernte Kulturtechniken (Leserichtung) und zum anderen auch in der technischen Beschaffenheit von Büchern (Einband, erste Seite, zweite Seite … ) und Filmen (Abfolge von Bildern auf einer Spule bzw. Adressierung bei einem digitalen Format) begründet.

Den Anfang eines literarischen Textes, eines Theaterstücks oder eines Films nennt man Exposition (lateinisch: exponere; das heißt wörtlich „auseinandersetzen“ und im übertragenen Sinne „darlegen“ und „darstellen“). Die Exposition hat die Aufgabe, Personen und Situationen vorzustellen und an das Thema heranzuführen. Häufig werden auch Vorausdeutungen und versteckte Hinweise auf die mögliche Entwicklung der Handlung oder des Konflikts in Form von Symbolen gegeben oder als Motive eingeführt bzw. aufgebaut. Um die mehr oder weniger versteckten Hinweise in der Mise-en-Scène zu erkennen, muss man sehr genau hinschauen. Meistens erkennt man erst beim wiederholten Sehen, welche Bedeutung etwa Aspekte der Farbgestaltung (Signalfarben), der Geräuschkulisse oder bestimmten Requisiten für die weitere Handlung haben.

Die ersten Minuten eines Films sind wahrnehmungspsychologisch besonders wichtig, da die Aufmerksamkeit des Publikums in dieser Zeit (noch) besonders hoch ist. Dementsprechend werden in den ersten Minuten verhältnismäßig viele Informationen über Handlungsort, Handlungszeit und Handlungsfiguren gegeben. Die Anfänge von Filmen oder Theaterstücken wie auch Romanen gehören daher zu den dichtesten Teilen eines gesamten Werkes.

Folgende wichtige Fragen sollten in einer Exposition geklärt werden:

Handlungsort:
Wo spielt die Handlung?

Handlungszeit:
Wann spielt die Handlung?

Handlungsfiguren:
Wer spielt mit?
Gibt es Haupt- und Nebenfiguren?
Was erfahren wir über sie?
Werden sie vielleicht schon (vorläufig) charakterisiert?

Genre:
Welche Atmosphäre/Grundstimmung herrscht vor?
In der Regel erkennt man zu Beginn eines Films sofort, welchem Genre ein Film zuzuordnen ist, ob es sich um eine Komödie, einen Liebesfilm oder einen Actionfilm handelt. Eine dunkle Beleuchtung und düstere Musik werden nur in Ausnahmefällen eine humorvolle Komödie einleiten.



Die gängigste Form ist die deduktive Exposition, die vom Allgemeinem zum Besonderen an das Geschehen heranführt (zum Beispiel Totale einer Stadt, Straße, Haus, Person). Die induktive Exposition geht den umgekehrten Weg. Sie beginnt mit Nah- oder Detailbetrachtungen (zum Beispiel Detail eines Gesichts, Person, Haus etc.), in denen die gezeigten Details noch nicht in einem schlüssigen Zusammenhang erscheinen. Erst Schritt für Schritt wird der Kontext erkennbar. Bei der induktiven Exposition steht also zunächst das Besondere im Mittelpunkt der Betrachtung und wird so bedeutsam. Eine entsprechende Kameraführung und/oder Schnittfolge mit weiter werdenden Einstellungsgrößen unterstützen diesen Effekt.

In dem Filmanalyse-Werkzeug sind Kommentare auf drei Ebenen möglich:
  1. Textebene
  2. Auf der Textebene können Sie Ihrer Annotation einen Titel geben. Dieser erscheint im Werkzeug auch in der Liste ihrer Einträge neben dem jeweiligen Vorschaubild im rechten Bildschirmbereich (B). Darüber hinaus können Sie unter "Kommentar" Ihre Gedanken bezüglich eines Eintrags ausformulieren.
  3. Bildebene
  4. Auf der Bildebene können Sie Bilder aus dem dem Filmanfang entnehmen und mithilfe von Werkzeugen (Linien, Pfeile Formen, Farbpicker, Ausschneidetool, Textkärtchen etc.) visuell kommentieren.
  5. Marker (systematischer Zugang)
  6. In diesem Bereich gibt es visuelle Marker zu verschiedenen Bezugssystemen (Filmsprache, Dramaturgie, Genre). Ein Marker ist eine Visualisierung eines filmischen Gestaltungsmittels oder einer Kategorie. Jeder Marker bzw. der zugrunde liegende Fachbegriff wird mit einem Glossareintrag erklärt. Ausgewählte Marker erscheinen auch in der Liste ihrer Einträge (B).

Ihre Kommentare und Bearbeitungen des Filmanfangs können Sie mit anderen über einen Link teilen (D) und zur dauerhaften Speicherung als Filmprotokoll im PDF-Format exportieren bzw. ausdrucken (D).

(A) = Videoplayer mit Einzelbild- und Sequenz-Annotationsfunktionen, Vollbildfunktion
(B) = Liste der erstellten Einträge (Annotationen) mit Timecode, Referenzbild, Titel und Markern
(C) = Bereich zum Erstellen/Editieren von Annotationen auf Text-, Bild- und Markerebene
(D) = Titel des Videos, Teilen, Drucken/Exportieren (PDF)

Im Annotations-Bereich (B) kann mit einem Wischen über einen Eintrag - von rechts nach links - dieser gelöscht werden. Wischen von links nach rechts ermöglicht das Hinzufügen eines nichtbildgebundenen Eintrags. Diese Einträge können zur Strukturierung mit Überschriften, Arbeitsaufträgen etc. genutzt werden. Ein blaues Label auf der rechten Seite eines Eintrags zeigt an, dass in diesem Eintrag auf der Bildebene gearbeitet wurde.


Das Werkzeug wird freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Akademie für Medienpädagogik, Medienforschung und Multimedia (AMMMa AG).



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Über Feedback und geteilte Arbeitsstände an lola@neue-wege-des-lernens.de würden wir uns sehr freuen!